Auf den Besuch von Lyttleton hatte ich mich besonders gefreut: Hier ist am 1. Januar 1908 Ernest Shackleton zu seiner Nimrod-Expedition gestartet. Das Tagebuch dieser Expedition ist frei verfügbar im Internet und ich habe es vollständig gelesen und daraus zur Feier meines 60. Geburtstags eine Outdoor-Simulation gemacht. Wir hatten viel Spaß, insbesondere, als die Teilnehmer die Stockpferde als Ersatz für die Ponys ausgehändigt bekamen. Da wussten sie noch nicht, dass sie sie erschießen und essen müssen (im Kopf war ein Snickers versteckt) ...
Ich habe also im Vorfeld gesucht, ob es irgendeine Statue oder Plakette gibt, die daran erinnert. Im Internet fand ich ein paar Hinweise auf Quail Island, wo Shackleton seine Hunde und Ponys in Quarantäne hielt. Ich fand aber nichts am oder im Hafen. Der erste Cache, den wir angesteuert haben, führte uns dann aber direkt zu einer solchen Plakette hin.
Lyttleton ist ein kleines Hafendorf. Es gibt Containerumschlag, Kohleverschiffung nach China und vor allem Holzumschlag. Der ganze Ort riecht nach frisch geschlagenem Holz!
Im Februar 2011 wurden Lyttleton und die Nachbarstadt Christchurch von einem heftigen Erdbeben heimgesucht. Das sieht man in Lyttleton heute noch, weil es unheimlich viele leere Bauplätze im Dorfzentrum gibt. Lediglich eine etwa 400 Meter lange Straße ist hübsch für Touristen hergerichtet mit kleinen Shops und vielen Cafés. Mit einem Rundgang um den Block hat man in Lyttleton fast alles gesehen.
Dörte wollte aber noch nicht zum Schiff zurück und so sind wir mit dem Bus nach Christchurch gefahren. Die Seilbahn dort war keine Option, weil die Höhenzüge alle in den Wolken lagen. Also haben wir uns die durch das Erdbeben zerstörte Kathedrale und ihren temporären Ersatz angesehen. Die Kathedrale wird wieder aufgebaut, aber das kann noch sehr lange dauern.
| Die alte Kathedrale - eine große Baustelle |
Die Übergangslösung wird auch Papp-Kathedrale genannt. Komischer Name, aber tatsächlich sind die hölzernen Dachbalken mit Pappröhren verkleidet, weshalb es so aussieht, als ob das Dach von Pappröhren getragen würde. Wie kommt es zu einer solchen Idee? Ein Kirchenmitarbeiter las einige Wochen nach dem Erdbeben in einem neuseeländischen Design-Magazin von einem japanischen "Not-Architekten" mit dem Namen Shigeru Ban. Er hatte nach dem Erdbeben in Kobe in Japan eine ähnliche Papp-Kirche als Ersatz für eine eingestürzte Kirche gebaut. Shigeru Ban wurde eingeladen, entwarf ein Design und schon 2 Jahre später war die Papp-Kathedralee fertig. Besonders gefallen hat uns, dass der ganze Raum lichtdurchflutet ist. Die bunten dreieckigen Glasfenster sind nach den Motiven der zerstörten Rosette gestaltet. Die Seitenwände sind einfach weiß angestrichene Container, die jetzt als Küchen oder Funktionsräume genutzt werden. Clever!
| Die bunten Glasfenster zeigen Motive der zerstörten Rosette |
Hafentag = Wiegetag: 115,7 kg. Das klingt schon besser!
Anmerkungen von Dörte:
Inzwischen sieht es so aus, als würde die als Zwischenlösung konzipierte Pappkathedrale auch nach einer Restaurierung der alten Kirche bestehen bleiben. Die Gemeindeglieder - es ist eine anglikanische Kirche - haben erst mit dem neuen Bau gefremdelt, aber inzwischen sind sie von der vielseitigen Nutzbarkeit begeistert. Aber das wird man mal sehen. Die Arbeiten werden sich geschätzt sowieso noch mindestens zehn Jahre hinziehen, da immer erst wieder neues Geld eingeworben werden muss.
Karte:
Oje... und den einzig verbliebenen Webcam-Cache nicht gemacht ...
AntwortenLöschen... aber dafür diese wunderbare Plakette zu Scott und Shackleton gefunden!
LöschenLG Jan