7.5.24

Wieder auf der Normalstation

Dieses ist der letzte Blogeintrag, denn jetzt ist die Reise wirklich beendet. Am letzten Freitag bin ich operiert worden und war 3 Tage auf Intensiv, Heute bin ich wieder auf Normalstation und kann wieder einigermaßen klar denken. Vor mir liegen noch 6 Wochen Antibiotikagabe und 4 Wochen REHA. 

Davon will ich nicht mehr in Blogform berichten. Vielen Dank an alle Leser für Ihr Interesse und Kommentare!

Letzte Anmerkungen von Dörte:

Jan freut sich über Besuch im Albertinen-Krankenhaus. Da Besuch aber auch anstrengend ist, sollte das koordiniert sein. Ruft mich gerne an.

28.4.24

Wieder in Hamburg

Wir haben es geschafft, wieder nach Hamburg zurückzukommen. Mein Flug mit medizinischer Begleitung lief problemlos und ich brauchte nicht einmal den mitgebrachten zusätzlichen Sauerstoff während des Fluges. Dörte war froh, dass ich mit einem Arzt und einer Rettungssanitäterin gleich zwei Aufpasser dabei hatte. Sie haben sehr darauf geachtet, dass ich nicht den Rucksack trug oder gar zu lange Strecken zu Fuß zurücklegte. Für die langen Wege auf den Flughäfen gab es einen Rollstuhlservice. Und da wir Business Class flogen, waren die Aufenthalte in den Flughafen Lounges auch recht angenehm.

Dörte flog fast gleichzeitig auch nach Hamburg zurück, aber aus buchungstechnischen Gründen über eine andere Strecke. Wir verabschiedeten uns in Adelaide in der Business Lounge und trafen uns in Hamburg am Gepäckband wieder. Dort erwartete uns unsere Tochter Beke und es war sehr schön, dass wir ihr nun persönlich zum Geburtstag gratulieren konnten. Für mich ging es danach weiter mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus, während sich Beke mit den Sperrungen wegen des Marathonlaufs herumschlagen musste, um Dörte nachhause zu bringen.

Jana ist noch in Australien geblieben, um sich im Büro ihrer Firma in Sydney vorzustellen. Also noch ein anderer Flug!

Jan über Singapur und Frankfurt,
Dörte über Kuala Lumpur und Istanbul nach Hamburg
und Jana nach Sydney

Wie geht es nun mit mir weiter? Ganz klar ist das noch nicht, deshalb will ich hier noch nicht spekulieren. Es hat schon zu viele Planänderungen gegeben. Sobald ein Plan steht, gibt es dazu einen neuen Blogeintrag. 

Auf jeden Fall ist es ein weiterer großer Schritt, wieder in Deutschland zu sein!

Anmerkungen von Dörte:

Gibt es heute erst einmal nicht. Vielleicht werden sie später nachgereicht.

24.4.24

Percy Stuart und der 4-Kilo-Hut

Ich mache zwar täglich meine Spaziergänge, meistens zum Geocachen, aber trotzdem bleibt noch viel Zeit, die es sinnvoll zu füllen gilt. Dafür hatte ich zunächst die vielen Kieler Tatortfolgen in der ARD-Mediathek und auf YouTube entdeckt. Etwa 15 Folgen habe ich mir angesehen, "Borowski und der coole Hund" und "Borowski und das Meer" haben mir am besten gefallen. Vor ein paar Tagen habe ich dann entdeckt, dass es die Kultserie "Percy Stuart" auf YouTube gibt. Die Serie stammt aus den 70er-Jahren und die ersten beiden Staffeln wurden noch in Scharz-Weiß gedreht. Diese Serie wird jetzt dauernd bei uns geguckt und Dörte bekommt die Titelmelodie gar nicht mehr aus dem Kopf. Es ist ganz lustig anzusehen, wie man damals die Stunts zu Schlägereien gedreht hat.

Vorgestern waren wir noch einmal im Krankenhaus, um mit dem Infektiologen zu besprechen, wie wir mit den Antibiotika umgehen, während wir auf den Flug warten. Die intravenöse Gabe wurde jetzt einfach um eine halbe Woche über das ursprünglich geplante Ende hinaus verlängert. Das passt auch zu der schriftlichen Bestätigung des Fluges, die inzwischen bei uns eingegangen ist: Samstag fliegen wir nachhause!

Im Krankenhausflur stand eine Waage, die ich schon vor einer Woche benutzt hatte: Damals zeigte sie 118 kg an, nun plötzlich 122 kg. Meine Entschuldigung dafür: "Heute habe ich ja auch einen Hut auf!" Seitdem zieht mich Jana auf, dass ich ja einen 4-Kilo-Hut trage. Im Ernst: Eigentlich ist das ein gutes Zeichen, denn im Krankenhaus habe ich trotz sechs Mahlzeiten am Tag weiter abgenommen. Wenn der Körper jetzt wieder Reserven hat, die er speichern kann, dann bedeutet das auch, dass er nicht mehr so viel Energie zum gesund werden benötigt. Ich muss halt nur wieder beim Essen aufpassen.

Ich habe schwer zu tragen an meinem 4-Kilo-Hut

Wir sind inzwischen wieder von Henley nach Glenelg umgezogen, weil die Wohnung anderweitig vermietet war. Die neue Wohnung liegt näher am Strand und ein paar Caches gibt es in der Gegend auch.

Anmerkungen von Dörte:

Strandspaziergänge sind eigentlich immer schön, weil es so viel zu entdecken gibt: Mosaiken, die in die Dünen eingefügt sind, echte DELFINE, die sich in unmittelbarer Strandnähe aufhalten, Kunstwerke, die an Sandwürmer aus Dune erinnern, künstlerisch gestaltete Strandduschen, Beach Toy Libraries oder niedliche kleine Blumen, die direkt aus dem Sand wachsen. 

20.4.24

Regen in Dubai

Meine Versicherung kümmert sich um die Rückreise mit medizinischer Begleitung, aber die Umstände sind schwierig. Medizinische Begleitung bedeutet: Ein Arzt und ein Rettungssanitäter fliegen von Deutschland hierher, machen einen Tag Pause und begleiten mich dann auf dem Rückflug. Am Donnerstag, also vorgestern, kam endlich der erlösende Anruf: Am Montag soll es um 18:55 Uhr losgehen, wir würden vorher vom Arzt besucht werden und gemeinsam zum Flughafen fahren. Am 23.4. wären wir dann in Hamburg und ich würde gleich weitertransportiert werden ins Krankenhaus nach Hamburg-Schnelsen.

Wir freuten uns und verlängerten unsere Unterkunft entsprechend. Jana und Dörte buchten ihre Rückflüge und auch die Nurses planten schon, wann es denn mit der Versorgung vorbei wäre.

Und dann kam der Regen in Dubai! Inzwischen sind viele Flüge von und nach Dubai gestrichen, weil der Flughafen unter Wasser stand. 

Government of Dubai, Public domain, via Wikimedia Commons


Das betrifft sowohl den Hinflug der medizinischen Crew als auch meinen Rückflug. Gestern Abend rief die Versicherung an und berichtete uns davon. Das neue Datum für meinen Rückflug ist jetzt der 27.4., diesmal über Singapur. Wir haben dabei wohl noch Glück gehabt, denn es gibt Patienten, die in Dubai gestrandet sind und jetzt nicht weiterkommen.

Für uns bedeutete das: Flüge umbuchen (wir hatten Glück, dass zu dem Zeitpunkt die Gnadenfrist für eine kostenlose Sofortstornierung von Dörtes Flug um 50 Minuten noch nicht abgelaufen war), neue Unterkunft suchen und jetzt müssen wir noch mit den Ärzten klären, wie es mit Medikation und Versorgung hier in Australien weiterläuft (regulär ist die intravenöse Gabe von Antibiotika am Montag abgeschlossen).

Wir hoffen jetzt sehr, dass der zweite Flugtermin auch wirklich eingehalten wird. Bis dahin versuchen wir, noch etwas den Strand in Henley und Glenelg zu genießen.

Anmerkungen von Dörte:

Mein jetzt gebuchter Rückflug geht über Kuala Lumpur. Mal sehen ob der Sulawesi-Vulkan (der bis jetzt nur 3 km hohe Aschewolken ausstößt), dann endgültig ausgebrochen ist und auch diesen Weg versperrt....

16.4.24

Cleland Wildlife Park

Man hat uns ja einige Tipps gegeben, was wir uns in Adelaide unbedingt ansehen sollten. Der Cleland Wildlife Park war darunter und das war ein Supertipp. Der Park liegt außerhalb von Adelaide in den Hügeln, nicht allzu weit von Hahndorf. Er zeichnet sich dadurch aus, dass die meisten Tiere in riesigen begehbaren Gehegen frei herumlaufen können. Dabei sind häufig Teile des Geländes mit einem Seil abgesperrt, damit die Tiere auch Rückzugsräume haben. Sonntag war das Wetter gut und auch Jana hatte Zeit, das haben wir für einen Besuch genutzt.

Ein Sumpfwallaby frisst aus der Hand

Dörte war hin und weg, als das kleine Sumpfwallaby seine Ärmchen beim Füttern auf ihre Hand legte. "Das war sooo niedlich! Soo niedlich!"

Der Zoo kümmert sich ausschließlich um einheimische Tiere, was für uns natürlich ideal war. Für uns war fast alles neu! Wer hat denn in Deutschland z. B. schon mal ein Gelbfuß-Felskänguru oder einen Ameisenigel gesehen?

Ameisenigel

Beeindruckend fanden wir auch die Wombats. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass sie eine solche Größe erreichen. Das sind echte Muskelpakete, denen möchte ich nicht in freier Wildbahn begegnen. An einer Stelle war durch eine Glasscheibe das Innere einer Höhle zu sehen. Da konnten wir im Stroh auch sehen, was Jana uns erzählt hatte: Würfelförmige Exkremente.

Wombat

Die Emus liefen auch frei herum, d. h. man stand ihnen teilweise Auge in Auge gegenüber. Das ist ganz schön schwierig, diesem Blick standzuhalten!

Der Blick eines Emus

Wir haben auch kleinere Tiere gesehen, z. B. ein Kaninchenkänguru oder Potoroo. Dörte hatte es zuerst für eine Bisamratte gehalten, die zwischen unseren Beinen herumkroch. Es war aber eindeutig ein kleines Beuteltier, das wir dann mit Futter anlocken konnten.

Kaninchenkänguru oder Potoroo

Natürlich haben wir auch Koalas gesehen. Die Station, bei der man sich mit Koalas auf dem Arm fotografieren lassen kann, ist aber nur am Vormittag geöffnet und hatte schon zu.

Koala

Am späten Nachmittag haben wir bei der Fütterung des Tasmanischen Teufels zugesehen. Das einzige weibliche Exemplar hatte sich so versteckt, dass wir es nur bei der Fütterung sehen konnten. Es ist Teil einer Reservezucht zur Erhaltung der Art, denn der Tasmanische Teufel ist von einer übertragbaren Krebserkrankung bedroht. Inzwischen gibt es aber wohl eine Impfung und der Bestand auf Tasmanien erholt sich langsam wieder.

Tasmanischer Teufel

Es gab insgesamt über 100 Arten von Tieren zu sehen, das war ein wunderbarer und sehr empfehlenswerter Ausflug.

Ein chillendes Känguru

Buntwaran

Dingo

Ich war von mir selbst überrascht, wie sehr mir doch hügeliges Gelände noch zusetzt. Ich hatte meinen Körper schon als stärker eingeschätzt, aber hier waren viele Pausen notwendig.

Am Montag hatten wir einen Termin beim Spezialisten für Infektionskrankheiten: Die Entzündungswerte im Blutbild sinken weiter und er hat keine Bedenken, für einen längeren Flug die Medikation auf Tabletten umzustellen. Er hat uns sogar schon das Rezept dafür mitgegeben. Jetzt fehlte nur noch das Urteil der Kardiologen, von denen wir nach der Ultraschalluntersuchung von Mittwoch noch nichts gehört hatten. Inzwischen haben wir per Anruf erfahren, dass ich im Prinzip fit genug bin, um zu fliegen. Dafür ist aber eine medizinische Begleitung auf einem Linienflug erforderlich - das muss jetzt die Versicherung organisieren.

Anmerkungen von Dörte:

Habe  noch zwei Kleinigkeiten von der Strandpromenade nachzutragen:
Eine Straßenmarkierung sagt: "dog on lead".  Das heißt aber nicht, dass am anderen Ende der Leine auch jemand sein muss! Es gibt Leute, die das ausnutzen.

Dann habe ich noch einen Schatzsucher kennengelernt, der mit Metalldetektor und Schaufel den Strand absuchte. Er ging dabei auch knietief ins Wasser. Brrr. Er meinte auch, dass er seine Hände kaum mehr fühlen könne. Aber immerhin hatte er bereits mehrere Ringe gefunden. 

Ein Schatzsucher am Strand

12.4.24

Hahndorf, Ultraschall und Umzug nach Henley

Mindestens 30 Leute haben uns empfohlen, den Ort Hahndorf zu besuchen. Meistens geschah das in dem Moment, in dem sie herausfanden, dass wir aus Deutschland sind.

Hahndorf ist eine Siedlung ostpreußischer Altlutheraner aus dem 18. Jahrhundert und liegt idyllisch mitten in den Weinbergen bei Adelaide. Aus der deutschen Tradition ist ein Touristenort geworden, in dem man Bierzeltmusik, Weißwürste und deutsches Bier genießen kann. Eben Deutschland, wie es sich Asiaten und Australier vorstellen. 

Deutsches Essen ...

... und deutsches Bier

Und diese Erwartungen werden auch voll erfüllt. Wir haben uns sowas schon gedacht und wären schon mit den 3 Fachwerkhäusern zufrieden gewesen, die wir im Prospekt gesehen haben. Vor Ort entdeckten wir dann sogar noch ein viertes!

Das vierte Fachwerkhaus,
mit künstlichem Schaf

Am Mittwoch bin ich dann ins Krankenhaus gefahren, um eine Ultraschalluntersuchung des Herzens zu machen. Das war ganz gut organisiert und ich musste gar nicht so lange warten. Dafür warte ich aber bis jetzt (Freitag Abend) immer noch darauf, dass man mir das Ergebnis mitteilt. Ich würde ja schon gerne wissen, ob es jetzt oder erst in ein paar Wochen nachhause geht. Im Krankenhaus funktionierte dieser Teil besser als in der "Hospital in the Home"-Situation. Wahrscheinlich passiert am Wochenende nichts und ich sehe erst am Montag Mittag nach dem Arzttermin klarer, wie es weitergeht.

Heute mussten wir das Quaartier wechseln: Die luxuriöse Ferienwohnung in Glenelg konnten wir nicht verlängern und sind jetzt in einer kleineren Ferienwohnung in Henley, etwa 700 Meter vom Strand entfernt. Die Wohnung reicht aber für uns ganz gut aus und ein Supermarkt ist auch in der Nähe.

Abschied von Glenelg

Anmerkungen von Dörte:

In einem Restaurant in Hahndorf hing auch eine Tafel mit Namen, Herkunft und Beruf der Haushaltsvorstände der "first families". Unklar ist mir, warum bei Gottlob Schirmer "widower" als Beruf angegeben wurde. Hat er sich ausschließlich um seine Kinder gekümmert und war auf die Wohlfahrt der anderen angewiesen??? 

Die Schilder im Ort waren auch interessant. Hinweisschild zu einem Restaurant: Vine und Essen! Und bei einer Bäckerei wurde "beesting" angepriesen. Das hatte ich für eine typisch deutsche Bezeichnung gehalten. Ob aber die Besitzer des Fudge-Ladens wissen, was Humbug in deutsch bedeutet? 

Ein Funfact noch zu den öffentlichen Toiletten zumindest in Glenelg: Die Spülung ist mit dem Seifenspender koordiniert. Man  muss die Hand richtig unter den Seifenspender halten. 

9.4.24

Die Sonnenfinsternis

Heute Nacht gegen 3:40 Uhr ist die Sonnenfinsternis über Mazatlan hinweggezogen und wir waren nicht vor Ort! Aber wir haben uns einen Wecker gestellt und auf Youtube einer Live-Übertragung zugeschaut. Daher wissen wir, dass es zwar etwas wolkig war, aber dass man trotzdem die Corona sehen konnte. 

Luc Viatour, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Die Live-Übertragung war ziemlich amateurhaft und manchmal unfreiwillig komisch. Es gab ca. 400 Zuschauer weltweit. Neben einem kleinen Livebild vom Setup der Kameras wurden automatisiert erstellte Bilder von der Sonne alle 15 Sekunden auf dem Hauptbild aktualisiert. Natürlich nur sofern die Sonne nicht inzwischen aus dem Bild gelaufen war, denn das Nachführen der Kameraposition erfolgte von Hand.

Als die Sonne ganz verschwunden war, war auch das Hauptbild schwarz, denn zunächst wurde vergessen, den Filter zu entfernen. Nach einer Minute Totalität hat man es bemerkt und dann war auch die Corona zu sehen - wenn auch etwas schwach hinter leichten Schleierwolken. Den berühmten Diamantring (der erste Sonnenstrahl beim Wiedererscheinen der Sonne) haben wir aber gut mitbekommen.

Das Video kann man sich hier ansehen.

Danach haben wir uns noch eine Übertragung aus Austin in Texas angesehen, die ebenfalls unfreiwillig komische Momente enthielt. Danke an Klaus Fittges, dass er uns den Link dazu gesendet hat.

Das zweite Video kann man sich hier ansehen.

Ihr seht, wir haben bei den gegebenen Umständen noch das beste aus dieser Sonnenfinsternis herausgezogen. Es fühlte sich wenigstens ein bisschen so an, als wären wir in Mazatlan dabei gewesen.

Anmerkungen von Dörte:

Kennt jemand die australischen Krimis mit Miss Fisher? In der Verfilmung wohnt diese in einem phantastischen Haus - und genau solche gibt es hier direkt am Wasser. Leider gibt es wohl keinen vernünftigen Denkmalschutz hier, denn manche sind modernisiert worden. Wie kann man die wunderbaren Balkone verkleiden!

Ansonsten gibt es natürlich auch wunderbare moderne Sachen hier: Nagelstudios mit Farben wie dutch orange (hier würde ich ein Smiley einfügen, aber Jan meint, das geht nicht), einen hervorragenden Schokoladenladen und eine Fahrradreparaturstation, an der die entsprechenden Werkzeuge zur Verfügung gestellt werden.

6.4.24

Ferienwohnung in Glenelg

Ich habe tatsächlich das Hospital verlassen und bin jetzt mit Dörte und Jana in einer geräumigen Ferienwohnung in Glenelg, nur 150 Meter vom Strand entfernt. Der Abschied im Krankenhaus war rührend: Alle Nurses der Nachmittagsschicht haben sich kurz versammelt und uns gemeinsam verabschiedet.

Glenelg ist ein Vorort von Adelaide, der mit einer Straßenbahnlinie angebunden ist. Die Straßenbahn fährt direkt von der Ferienwohnung bis vor das Krankenhaus. Gestern sind wir aber erst einmal mit dem Taxi gefahren. 

Ich bekomme weiterhin Infusionen: Eine Dauerinfusion über 24 Stunden mit einer  tragbaren Ballonpumpe und zwei Mal am Tag eine 30-Minuten-Infusion mit einem zweiten Antibiotikum. Dafür besucht uns zwei Mal am Tag eine Nurse, was bisher sehr gut geklappt hat. Dörtes Sorge, sich mit piependen empfindlichen elektrischen Infusionspumpen herumschlagen zu müssen, hat sich als unbegründet erwiesen. Am Mittwoch ist die nächste Untersuchung, für die ich dann in die Klinik fahren muss. Hoffentlich werde ich dann für flugfähig erklärt!

Ein Tape anstelle eines
Infusionsständers tut es auch!

Unsere Ferienwohnung hat Meerblick und Nachmittagssonne auf den Balkonen. Vom Schlafzimmerbalkon hatten wir sogar den Blick auf einen wunderschönen Sonnenuntergang. 

Die Wohnung ist relativ teuer, weil derzeit das "Gather Round"-Fest stattfindet. Das ist eine besondere Runde der Australischen Fußball-Liga, bei der innerhalb von 4 Tagen alle 18 Teams in Adelaide spielen. Das ganze wird von vielen Events begleitet, bei denen es sich um australischen Fußball dreht. Wohlgemerkt: Nicht Fußball, sondern australischen Fußball - eine Art Rugby mit völlig anderen Regeln, gespielt auf einem ovalen Spielfeld. Auf dem Rasen direkt vor unserem Balkon fand z. B. ein Footy-Training für etwa 100 kleine Kinder statt.

Heute habe ich auch zum ersten Mal wieder versucht, einen Geocache zu finden. Gemeinsam mit Dörte habe ich zwei Spaziergänge zu einem nahe gelegenen Pier gemacht. Leider waren wir aber wohl zu blöd, um den dortigen Cache zu finden. Aufgegeben haben wir aber noch nicht, morgen nehmen wir einfach Jana mit!

Anmerkungen von Dörte:

Naja, mal sehen, das mit dem Cache. Es ist schon schwierig, Jan davon abzuhalten, sich zu bücken um unter Bänke zu sehen, in schmutzigen Rohren rumzuwühlen mit der Gefahr einer weiteren Infektion und sich über Geländer zu beugen mit der Gefahr die Pumpe zu beschädigen. Cachen lässt ihn halt alles vergessen. 
Die Ferienwohnung hat allerdings den Nachteil, dass ich jetzt wieder kochen muss... Jan ist es durchs Krankenhaus gewohnt, sechs Mahlzeiten pro Tag zu bekommen. Da muss doch allerhand bei Coles eingekauft werden. Es gibt zwar auch einen Aldi, der ist aber zu weit weg.  Zum Ausgleich kann dann der hauseigene Pool besucht werden. Wie im vorigen Hotel gibt auch einen Fitnessraum, der diesmal aber glücklicherweise nicht direkt neben unserem Schlafzimmer liegt. 
Übrigens: Hier im Fernsehen läuft "Farmer wants a wife". Die Farmer hier sind aber bedeutend attraktiver als diejenigen, die ich manchmal (sehr selten! Eigentlich gucke ich das nie!!!) in Deutschland gesehen habe...

4.4.24

Ein Travelbug als Glücksbringer

Das Geocaching hat während des Krankenhausaufenthalts nicht vollständig geruht. Freunde von zuhause haben uns vor 3 Wochen gebeten, ihren Travelbug aus einem Cache direkt neben dem Krankenhaus in Alice Springs zu retten. Ein Travelbug ist ein Gegenstand, der von Cache zu Cache wandern soll. Er ist mit einer Marke mit einer Nummer versehen, anhand der man ihn in einen Cache ein- bzw. ausbuchen kann. So kann der Besitzer des Travelbugs verfolgen, wo der Gegenstand denn gerade steckt. Und dieser Travelbug steckte seit 18 Monaten in dem Cache neben dem Krankenhaus in Alice Springs fest.

Dörte ist zu diesem Cache gegangen und konnte einige Travelbugs finden, aber der gesuchte war nicht darunter. Offensichtlich war er fehlerhaft in den Cache eingebucht worden oder jemand hat vergessen, ihn auszubuchen, als er ihn mitgenommen hat. Mit einiger Detektivarbeit konnten wir herausfinden, was passiert ist: Eine Geocacherin hatte den Travelbug von Freunden in Darwin übergeben bekommen, die ihn aus Versehen 7 Jahre aufbewahrt hatten. Auf dem Weg nach Alice Springs traf sie andere Freunde aus Melbourne, denen sie den Travelbug mitgegeben hat. Sie machten aus, dass die Geocacherin den Cache "virtuell" in einen Cache in Alice Springs einbuchen sollte und die Freunde ihn von dort "virtuell" mitnehmen sollten. Der letzte Schritt ist dann vergessen worden.

Die Geocacherin hat nach meiner Rückfrage ihre Freunde in Melbourne angeschrieben, die den Travelbug noch in Besitz hatten. Per Post wurde er zuerst nach Alice Springs und dann hier nach Adelaide geschickt. Heute ist er endlich angekommen und soll mein Glücksbringer werden. Ich werde ihn mit nach Deutschland nehmen.

Travelbug als Glücksbringer

Zwischendurch sah es sogar so aus, als ob ich schnell nach Deutschland zurückkomme. Es war die Rede von einem Ambulanzflug. Da kann ich an Bord Sauerstoff bekommen und dann darf ich auch fliegen. Wir saßen hier sozusagen schon auf gepackten Koffern, bis die Versicherung angerufen hat und sagte, dass sie die Ergebnisse der nächsten Ultraschalluntersuchung erst einmal abwarten will. So richtig enttäuscht bin ich darüber nicht, denn wenn ich mir den 3-Stunden-Flug von Alice Springs nach Adelaide auf 36 Stunden und 5 Zwischenlandungen ausgedehnt vorstelle, dann muss das extrem anstrengend und unbequem sein.

Mir geht es weiterhin gut, wenn ich mich nicht zu sehr anstrenge. Inzwischen bringe ich es nach Covid schon wieder auf 30 Runden rund um die Station pro Tag, das sind ca. 3 Kilometer. Allerdings immer noch sehr sehr langsam.

Jana hat inzwischen schon mal einen Ausflug an den Strand gemacht. Eine typische Osterbeschäftigung hier!

Morgen kann ich mir den Strand vielleicht schon selber ansehen, denn es ist geplant, dass wir gemeinsam in eine Ferienwohnung in Strandnähe umziehen. Meine Antibiotika bekomme ich dort weiterhin, dafür soll zwei Mal am Tag eine Nurse kommen. Das ist deutlicher Fortschritt!

Anmerkungen von Dörte:

Jan hat nicht erwähnt, dass ein Ambulanzflug ca. 250.000,-- Euro kosten soll. Da kann man die Versicherung schon verstehen, dass sie lieber den weiteren Aufenthalt in Australien bezahlt. Nadine hatte vorgeschlagen, dass Cunard eine Kreuzfahrt mit ärztlicher Betreuung als Rücktransport anbieten könne. Da brauche man keinen zusätzlichen Sauerstoff. Klingt sehr gut! Klappt aber leider nicht. Vielleicht können wir die Reha auf einem Kreuzfahrtschiff machen???  Mal sehen.
Bemerkungen zum australischen Essen:
a. dass die Portionen riesig sind, habe ich schon erwähnt
b. dass auch bei einem Salat die Salatblätter Nebensache sind, habe ich noch nicht erzählt. Hauptsache, es sind Speckwürfel, pochierte Eier, weißes Hähnchenfleisch und meist auch noch Anchovis dabei. 
c. das Ganze wird dann in Dressing ertränkt
d. und es gehört noch ein in Fett gebratenes Stück Toast dazu. 
Aber es funktioniert ganz gut, wenn man lauter Sonderwünsche äußert. Das ist meist kein Problem  Jan sollte also kein Problem haben, sein verlorenes Gewicht wieder aufzuholen. Er ist echt vom Fleisch gefallen. 

28.3.24

Hot Cross Buns

Wir wünschen allen Lesern ein gesegnetes Osterfest. Wir haben uns heute Hot Cross Buns gekauft. Das sind Brötchen mit Rosinen, Schokolade, Früchten oder sonstigen Leckereien, die mit einem Kreuz versehen sind und eigentlich nur Karfreitag gegessen werden sollten. Wir mussten aber einfach am Gründonnerstag schon mal probieren. Die mit gewürzten Früchten waren noch leckerer als die mit Zimt und Apfel. Die letzten Hot Cross Buns habe ich übrigens gegessen, als Abba mit Waterloo den Grand Prix gewonnen hatte ...

Covid ist überstanden und langsam wird es klar, wie es weitergehen wird. Wegen der Covid-Infektion wird man eine OP in den nächsten 6 Wochen vermeiden, da ein erhöhtes Risiko vorliegt. Alle Untersuchungen sind abgeschlossen und ergaben meist gute Nachrichten: Nur die Klappe ist befallen, die Behandlung schlägt an, d. h. die Klappe öffnet sich schon etwas mehr, kein Krebs am Darm als möglicher Auslöser. Die Verbesserung reicht aber noch nicht zur Flugfähigkeit, denn bei geringerem Luftdruck bräuchte ich vielleicht Sauerstoff. Am 9. April soll das Herz erneut untersucht werden, hoffentlich reicht es dann. 

Man bemüht sich, mich bis dahin in einem Hotel unterzubringen mit täglicher Versorgung für die Infusionen. Das wird wegen der Feiertage aber wohl frühestens am 3. April passieren. Es wäre ein weiterer Schritt zu mehr Mobilität. Apropos Mobilität: Wir werden auf der Station etwas als Exoten angesehen. Bereits mit den Walking-Runden auf der Station fielen wir auf, jetzt aber umso mehr: Da wir wegen Covid das Zimmer nicht verlassen dürfen, haben wir das Bett beiseite geschoben und etwas langsamen Walzer getanzt. Das hat mich aber ein wenig außer Atem gebracht.

Trotz dieser guten Nachrichten bleibt noch eine lange Nachbehandlung in Deutschland. Sehr wahrscheinlich komme ich um einen Ersatz der Herzklappe nicht herum, weil man sie nicht wirklich steril bekommt. Weiterhin ist Geduld gefragt.

Anmerkungen von Dörte:

Jana und ich kommen morgens ins Krankenhaus und holen erstmal Latte mit doppelt Zucker und oat flat white. Dann wird gelesen, Quality Land 2 gehört, Go gespielt und gekniffelt. Abends im Hotel muss Jana dann arbeiten. Damit ich sie nicht störe, hat sie mir die Mediathek-App auf mein Handy geladen und dann sitze ich mit Kopfhörer und sehe mir alte Tatorte an. 

Manchmal gehen wir ins Restaurant. Da muss man sich echt an die australischen Verhältnisse gewöhnen - eine Vorspeise reicht als Hauptgang für zwei Personen. Es ist mir unbegreiflich, wieso solche Riesenportionen serviert werden.
 
Man kann (gerade war Herbstanfang) noch sehr gut draußen sitzen. Unangenehm ist es nur, wenn Bettler vorbeikommen. Wir hatten ein Erlebnis, das mir noch länger nachging. Ein ganz offensichtlich angetrunkener Aboriginee wollte etwas vom Essen abhaben. Weil er immer wieder darauf zeigte, habe ich ihm dann eine Scheibe Salami gegeben. Damit war er zufrieden und ging weiter. Die Australier fanden es offensichtlich nicht ungewöhnlich, wir hatten aber ein ganz ungutes Gefühl dabei. Es fühlte sich so überheblich und gönnerhaft an.
 
Direkt neben dem Hotel ist eine kleine Kirche. Letzten Sonntag war ich bereits einmal da. Der Gottesdienst war doch etwas fordernd für mich. Es ging um die "Ich bin..." Sätze aus dem Johannesevangelium (...der Weinstock, der gute Hirte, das Brot des Lebens...) Die wurden kurz erläutert und dann sollte man sich mit den Nachbarn darüber unterhalten, was welche Sätze für einen selbst bedeuten und welche für die jeweilige Person am wichtigsten sind. Das auf Englisch ist schon ziemlich herausfordernd. Aber die Nachbarn waren eifrig dabei und haben mich mit einbezogen. Sie fragten auch nach Jan und wollten ihn in die Fürbitten aufnehmen. Sie hätten ihn auch besucht, aber das geht ja wegen Covid nicht. Mal sehen, wie der Ostergottesdienst ist. 

23.3.24

6 Tage Cola-Verbot!

Man macht mit mir immer noch diverse Untersuchungen, die meistens vorab eine bestimmte Diät voraussetzen. So kam es dazu, dass ich bisher 6 Tage Cola-Verbot bekam! Jana und Dörte haben mir dann Säfte in allen möglichen Farben besorgt, das war wenigstens ein Ausgleich.

Medizinisch haben die Untersuchungen bisher noch nichts Relevantes ergeben, was eine gute Nachricht ist. Spannend wird noch der PET-Scan, der zeigen soll, ob wirklich nur die Klappe von den Bakterien befallen ist. Montag soll auch eine erneute Ultraschalluntersuchung des Herzens stattfinden. Hoffentlich kann man dann sehen, dass der Bakterienklumpen langsam abgebaut wird.

Ich hatte ja zuletzt berichtet, dass ich wieder mobiler werden würde. Das hat sich leider schlagartig geändert: Dienstag Nacht habe ich Fieber bekommen und die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag war furchtbar. Ich hatte eine beängstigende Atemnot, auch wenn ich nur flach und ruhig im Bett lag. Zum Glück hielt das nur etwa zwei Stunden an. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass ich mir auf den Fluren des Krankenhauses Covid eingefangen habe. Die Schnelltests haben das nicht angezeigt, aber ein PCR-Test dann doch.

Die zusätzliche Covid-Erkrankung hatte keinen Einfluss auf das Untersuchungsprogramm, das voll durchgezogen wurde. Das Fieber ist die letzte Nacht schon nicht mehr so hoch gewesen, daher glaube ich, dass die Covid-Episode in 4-5 Tagen überstanden ist. Dörte hat die letzten Nächte bei mir im Zimmer übernachtet, das gab dann ein beruhigendes Gefühl.

Anmerkungen von Dörte:

Jana und ich sind übrigens gesund! 

Das Krankenhaus ist gut darauf eingerichtet, dass Angehörige hier übernachten. Alle Patienten haben ja Einzelzimmer und in jedem ist eine kleine Couch, die lang genug ist, dass man (zumindest jemand von meiner Größe) sich darauf ausstrecken kann. Und eine Decke bekommt man auch... 


19.3.24

Studienobjekt

Zuerst einmal möchte ich mich für all die guten Wünsche in den Kommentaren bedanken. Ich kann jeden von ihnen gut gebrauchen!

Inzwischen bin ich ein beliebtes Studienobjekt geworden. Offensichtlich hört man bei mir beim Abhören der Herztöne ein Murmeln, was relativ selten ist. Heute kam schon zwei Mal ein ausbildender Arzt und fragte, ob er mit seinen Studenten vorbeikommen könnte. Ich dürfe dann auch keine Tipps oder Hinweise geben, sogar die Diagnose ist von der Kommunikationstafel gewischt worden.

Als die beiden Gruppen von jeweils 5 Studenten kamen, wurde ich jeweils von einer Studentin ausführlich untersucht und die Vorgehensweise und das Ergebnis wurden draußen mit dem ausbildenden Arzt besprochen. Die  anderen 4 Studenten durften dann auch nochmal kurz mein Herz abhorchen, wurden aber dabei nicht mehr vom ausbildenden Arzt beobachtet.

Jana ist am Samstag Abend angekommen und das ist eine große Erleichterung für uns. Sie hat mich schon im Go geschlagen und auch einmal bei Phase 10 (jetzt zu dritt) gewonnen.

Wieder zusammen!

Medizinisch gab es zwar einige Untersuchungen, aber nichts wirklich Neues. Das sind gute Nachrichten, denn es ist einfach Geduld gefragt. Ein Fortschritt kam heute: Man hat mir eine PICC-Line gesetzt. Das ist ein Zugang für die Infusionen, der nicht mehr alle 3 Tage gewechselt werden muss. Er darf nur gesetzt werden, wenn das Blut steril ist.

Neue PICC-Line

Ich bin inzwischen etwas mobiler geworden und gehe täglich Dreiecksrunden auf der Station. Die Flure sind nämlich im Dreieck angeordnet. Vorgestern waren es 21 Runden, gestern 32 Runden und heute sollen es 48 Runden werden, von denen 34 schon absolviert sind. Eine Runde sind etwa 150 Schritte, d.h. mit knapp 70 Runden wäre ich beim Tagespensum. Manchmal erschöpft es mich noch, da höre ich sehr genau auf meinen Körper und mache dann Pause. 

Anmerkungen von Dörte:

Hier gibt zwar deutlich weniger Aboriginees als in Alice Springs, aber ein paar sind doch auf der Station. Nicht alle scheinen einen Nachnamen zu haben, denn es gibt auch den Namen "Wayne Doe" an einem Zimmer.

Und die Berufsbezeichnung Nurse ist geschlechtsneutral - wusste ich auch nicht. 

16.3.24

Nach Adelaide verlegt

Gestern wurde ich mit den Royal Flying Doctors nach Adelaide verlegt. Geplant war ein Flug um 10 Uhr und Dörte sollte mit einem normalen Flug um 13:20 Uhr hinterherfliegen. Aber so einfach war es wieder mal nicht, normal gibt es bei uns wohl nicht!

Mein Jet von den Royal Flying Doctors startete gegen 11:10 Uhr.  Beim Start zeigten Kontrollleuchten ein technisches Problem an und der Pilot wollte gleich wieder landen. Er musste allerdings erst etwa 40 Minuten Schleifen fliegen, um Kerosin abzulassen.

Mir kam es schon komisch vor, dass wir so viele Kurven flogen. Als wir dann bereits nach einer knappen Stunde landeten, stellte ich schnell fest, dass wir immer noch in Alice Springs waren. Während des Fluges hatte keiner die Situation erklärt, denn es gibt keine Lautsprecheransage und wir flogen nie so hoch, dass die Nurse hätte aufstehen dürfen, um den Passagieren die Situation zu erklären. Laut dem Piloten wären wir aber wohl niemals in ernster Gefahr gewesen.

Draußen auf dem Flugplatz sah man das wohl anders. Wegen der "Notlandung" (so vermuten wir) musste das gesamte Flughafengebäude binnen Minuten geräumt werden. Dörte saß schon am Gate und gleich sollte das Boarding beginnen - und dann nochmal durch die Security!

Am Ende hat alles geklappt: Dörte hat ihren Flug noch gekriegt und für mich und die andere Patientin wurde ein Ersatzflugzeug gefunden. Das war eine Propellermaschine, die brauchte natürlich erheblich länger.

Voll versorgt im Flugzeug

So kam es, dass Dörte am Ende doch schon vor mir im Royal Adelaide Hospital ankam. Dieses Krankenhaus ist nagelneu: Es gibt Einzelzimmer, die Betten sind bequem, die Dusche wird warm - alles eine Komfortstufe höher. Ich bin sicher, dass ich auch hier gut betreut werde.

Wieder zusammen!

Heute früh kam die Nachricht aus Alice Springs, dass die ersten Blutkulturen nicht mehr angewachsen sind, das Blut also steril ist. Trotzdem kann noch eine OP nötig werden - es hängt davon ab, ob sich der Bakterienklumpen unauffällig auflöst oder ob die Gefahr besteht, dass sich davon Flocken lösen und zu einem Schlaganfall führen können. Nach einem weiteren Schluckecho am Montag bin ich vielleicht schlauer.

Jana ist inzwischen in Sydney auf dem Flughafen, wir erwarten sie heute Nachmittag.

Anmerkungen von Dörte:

Tja, das hatte ich auch noch nicht erlebt. Ich saß, wie immer rechtzeitig (also drei Stunden vorher) mit einem Latte in der einzigen Cafeteria des Flughafens, war durch die Kontrolle und alles. Plötzlich stürmen diverse Securityleute in den Raum und scheuchen alle raus. "He, ich habe gerade bestellt und bezahlt!" war keine Ausrede. Alle mussten das Gebäude verlassen. Nach ein paar Minuten durften wir wieder rein - mussten aber natürlich nochmal uns durchleuchten lassen. Es wurde aber niemand zurückgelassen, alle Flugzeuge warteten. Okay, das ist bei fünf Abflügen pro Tag auch nicht soooo schwierig. 

14.3.24

Alice Springs - Reiseabbruch

Der Mut, nachdem mit den Antibiotika begonnen wurde, war schnell wieder verflogen, als wir hörten, dass diese Behandlung mindestens 6 Wochen dauert und nur im Krankenhaus durchgeführt werden kann. Damit war klar, dass es mit der Sonnenfinsternis nichts wird. Wir haben alle Folgeaktivitäten abgesagt und müssen die verbliebenen Kosten bei der Reiserücktrittsversicherung einreichen.

Was ist es denn nun genau? Eine Endokarditis. Dabei sind Bakterien im Kreislaufsystem, welches ansonsten ja steril ist. Wenn man eine neue Herzklappe hat, dann siedeln diese Bakterien sich dort an. Das Bakterium ist bekannt und weniger aggressiv als andere, die einfach das Gewebe wegfressen würden. Noch besteht eine gute Chance, dass ich erst einmal um einen Ersatz der Herzklappe durch eine OP herumkomme.

Die Behandlung ist wie folgt: Täglich bekomme ich im Sechsstundenrhythmus zwei Antibiotika per Infusion. Ich hänge also etwa 6 Stunden pro Tag am Schlauch. Jeden Tag macht man Blutproben, einerseits um die üblichen Werte zu analysieren und andererseits um zwei vorbereitete Kulturenproben mit meinem Blut zu versehen. Die beobachtet man einige Tage und wenn die Kulturen nicht mehr anwachsen, ist das Blut steril. Ab dann wird die Antibiotikagabe noch 6 Wochen durchgeführt, bevor sie auf oral umgestellt wird.

Die beiden Kulturenflaschen

Weil eine OP nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann, hat man gestern beschlossen, mich ins Krankenhaus nach Adelaide zu verlegen. Wahrscheinlich passiert dies morgen Vormittag. Wie und wann wir nachhause kommen, ist dagegen noch nicht klar. Ohne medizinische Betreuung wird mich das Krankenhaus nicht losfliegen lassen und ein medizinischer Rücktransport ist teuer. Alle zwei Tage rufe ich auf der Hotline meiner Auslandskrankenversicherung an, aber die haben es noch nicht geschafft, einen Kontakt zum Krankenhaus herzustellen. Wahrscheinlich geht nur Fax ... 

Ich werde den Blog erst beenden, wenn ich wieder in Deutschland bin. Bis dahin wird es aber nur Beiträge geben, wenn sich etwas ändert. Im Moment geht es mir gut, ich bin aber immer noch zu kurzatmig.

Anmerkungen von Dörte:

Funfact: Jan wird im Krankenzimmer von vier! Sheriffs bewacht! Sein Bettnachbar ist offensichtlich ein Häftling, der medizinischer Versorgung bedarf. Dieser wird ständig bewacht. Zwei sitzen rechts und links von seinem Bett, zwei sitzen vor der Tür. Keine Ahnung, was das für ein schwerer Junge ist... Ein weiterer Sheriff ist dazu da, die übrigen mit Kaffee und Essen zu versorgen und mal abzuwechseln. Jedenfalls brauchen wir uns keine Sorgen um das Gepäck im Zimmer zu machen!

10.3.24

Alice Springs - immer noch im Hospital

Ab jetzt könnte ich eigentlich nur noch über das Hospital schreiben, aber dies soll ja ein Reise- und kein Krankheitsblog werden. Deshalb werde ich den Blog pausieren, bis ich wieder aus dem Hospital entlassen bin. Ich rechne damit, dass das in 4-5 Tagen der Fall sein wird.

Hier aber noch einmal ein letzter Update: Mein CRP-Wert (der zeigt bakterielle Entzündungen an) ist erhöht. Daraufhin musste ich heute morgen 12 (!) Blutproben abgeben, um Tests auf spezielle Bakterien zu machen. Einer dieser Tests hat tatsächlich angeschlagen und jetzt bekomme ich intravenös die ersten drei Antibiotika. Das macht sehr viel Mut, denn es könnte tatsächlich die primäre Ursache der Probleme sein. Dass hier am Wochenende wenig passiert, muss ich also zurücknehmen. Die Herzärztin hat außer der Reihe mein Herz ausführlich per Ultraschall untersucht, aber nichts Ungewöhnliches entdecken können. Eine Untersuchung durch den Ultraschallspezialisten erfolgt morgen.

Interessant fand ich hier im Krankenhaus das Kommunikationsboard, das an jedem Bett aufgehängt ist. Gerade für ein Land mit unglaublich vielen Sprachen ist das eine tolle Idee!

Clevere Idee, oder?

Und was macht Dörte? Heute früh stöhnte sie über 40 Grad Celsius und hatte auf dem 10-Minuten-Weg schon eine ganze Flasche Wasser ausgetrunken. Sie wurde mit Tipps für das Sightseeing in Alice Springs versorgt, aber da war nicht so richtig was dabei. Lieber Sticken bei mir am Bettrand. Und mich dann anschließend sowohl im Go-Spiel als auch Kartenspiel schlagen. Naja, dass Werder heute verloren hat (ich habe es ab 3 Uhr morgens live im Deichstubenticker verfolgt), finde ich schlimmer!

So, und jetzt Tschüß, bis ich wieder ganz gesund bin.

Anmerkungen von Dörte:

Ich habe mich ja bemüht, ihn gewinnen zu lassen, aber die Karten waren gegen mich.

9.3.24

Alice Springs - das Sticken geht weiter

In einem australischen Krankenhaus passiert am Wochenende ungefähr so viel wie in einem deutschen Krankenhaus: Nicht lebenswichtige Untersuchungen werden erst am Montag durchgeführt. Das gilt auch für meine Ultraschalluntersuchung des Herzens, die erst am Montag stattfinden wird. Dörte ist heute den ganzen Tag bei mir gewesen. Natürlich haben wir Go und Phase 10 gespielt - ich gewann im Go, Dörte beim Kartenspiel. Dörte nutzt die Zeit zum Sticken - die Aussichten, dass die Stickerei bis Weihnachten fertig wird, stehen gut.

Das Sticken kommt voran

An neuen Verdächtigen ist die Schilddrüse aufgetaucht - aber alles liefert noch keine überzeugende Erklärung. Ich bin jetzt auf die kardiologische Station verlegt worden und hänge am Dauer-EKG. So wie es aussieht, bleibe ich wohl mindestens bis Dienstag hier - dann wollen sie in einer Radiologie-Konferenz die Bilder von der Milz besprechen.

Technische Anmerkungen:

Seit einiger Zeit wird in der mobilen Version des Blogs bei der Seitenauswahl die falsche Überschrift "Verschieben nach ...)" angezeigt. Das macht mich wahnsinnig, aber ich kann den Fehler nicht finden ...

Anmerkungen von Dörte:

Funfact 1: Der bisherige Mitpatient ist ein samoanischer Ex-Rugbyspieler.

Funfact 2: Auf dem Aufnahmebogen muss man hier angeben, welche Sprachen man spricht. Es gibt ja eine Vielzahl von Aboriginee-Sprachen. 

Ansonsten ist Alice Springs nicht besonders attraktiv. Die Temperatur geht aktuell bis auf 40 Grad, anzugucken gibt es außer einer Reptilienfarm und einem ausgetrockneten Flussbett nichts und mir wurde dringend angeraten, nach Einbruch der Dunkelheit nur noch mit dem Taxi unterwegs zu sein. Es gibt wohl ein Problem mit Jugendbanden. Dazu passt auch folgendes Schild aus einem Supermarkt: 

8.3.24

Wieder vereint in Alice Springs

Gegen 19 Uhr ist Dörte mit dem Bus nach 6,5 Stunden Fahrt in Alice Springs angekommen. Sie hat mich gleich besucht, welche Freude!

Besuch im Krankenhaus

Gegen 20 Uhr bin ich dann zu einem weiteren CT abgeholt worden und Dörte ist mit dem Taxi zum Hotel gefahren. Zu Fuß soll es hier nachts unsicher sein.

Mein Tag verlief mit relativ wenigen Untersuchungen, die letzte um 20 Uhr zur Messung des Arteriendurchflusses. Bisher hat man wenig gefunden: Einen weiteren Übergang zwischen den Herzkammern, der normalerweise im Baby-Alter geschlossen wird. Oder ist es vielleicht doch derselbe, der in Flensburg gefunden wurde? Außerdem hat man abgestorbenes Gewebe in der Milz gefunden (das nennt man wohl Milzinfarkt). Man ist aber immer noch auf der Suche nach weiteren Auffälligkeiten. Ich rechne damit, dass ich nicht vor Dienstag entlassen werde. Da wir aber fast gar nichts fest gebucht haben, werden wir mit allem, was da kommt zurechtkommen.

Gestern Abend war es dagegen hektisch: Um 22 Uhr wurde ich zum CT abgeholt und - gerade als ich im Krach des Emergency Rooms wieder eingeschlafen war, um Mitternacht wieder geweckt und auf ein richtiges Zimmer verlegt. Hier läuft alles wieder in ruhigeren Bahnen, ähnlich wie in Flensburg.

Tagesbericht von Dörte:

Wegen drohendem Akkuausfall ein Kurzbericht (Jan hat den passenden Stecker im Krankenhaus).

Ich habe es geschafft, ganz allein vor 5.00 Uhr aufzustehen!!  Um 5.30 begann die Tour und vorher hab ich das Gepäck noch hinterlegt. 

Die Tour führte zunächst zu einem Aussichtspunkt, an dem man Uluru und eine weitere Felsformation, die Kata Tjuta sehen konnte. Hinter Uluru sollte die Sonne aufgehen. Das tat sie wohl auch - jedenfalls wurde es immer heller. Zu sehen war die Sonne allerdings nicht. Aber macht nichts, der Guide unterhielt uns mit netten Geschichten wie von den Pflanzen, die pauschal malamala heißen. Das sind welche, die man nicht essen kann, die nicht giftig sind, keine heilende Wirkung haben, also einfach „hübsch und zu nichts nütze“ sind. Sie verdienen nicht mal individuelle Namen. 

Mathematik kann hier nur in Englisch gelehrt werden. In der ursprünglichen Sprache gibt es nur Wörter für eins, zwei, drei, vier und viele.

Kata Tjuta oder die Olgas

Nach einem Frühstück in der Wüste (es gibt da einen Picknickplatz, der überdacht ist), ging es näher an den Kata Tjuta. Das ist wohl eine Felsformation, die „Männerzeremonien“ vorbehalten ist, über die man nicht reden darf. Aber man darf immerhin in eine Schlucht hineinwandern. Vor Beginn der kleinen Wanderung wurde noch besprochen, was zu tun ist, wenn jemand sich ein Bein bricht. Der Guide bleibt bei der verletzten Person und zwei Wanderer gehen zurück zum Parkplatz und machen dort bei einer Notrufsäule Meldung. Es müssen zwei sein, damit einer die Anweisungen dann an den Guide weitergeben kann. 

Am Ende der Schlucht

In den Felswänden nisten diverse Vögel. Ich glaube einen Falken gesehen zu haben und es soll viele Eulen dort geben. Nach dem Dung zu urteilen kommen auch Kamele zum dortigen Wasserloch. Gesehen habe ich leider keins. Kamele darf man übrigens gern einfangen und als Haustier mitnehmen. Da hat der Staat nichts gegen. Araber machen das tatsächlich und gewinnen zuhause dann damit Schönheitspreise. 

7.3.24

Royal Flying Doctors

Wir sind in das Medical Centre in Yulara spaziert und erwarteten eine Blutuntersuchung und einen Tag später eine Nachbesprechung. Doch so einfach war es nicht: Blutproben werden einmal am Tag nach Alice Springs verschickt und die Ergebnisse erhält man dann 4 Tage später. Aber es gab Schnelltests für Hämoglobin und es stellte sich schnell heraus, dass mein Eisenwert in den Keller gesackt war. Ebenso mein Blutdruck. Ich wurde von einer netten deutschen Ärztin behandelt, die sich echt Sorgen zu machen schien. Gegen 11 Uhr wurde entschieden, dass ich mit den Royal Flying Doctors nach Alice Springs geflogen werde. Dort ist das nächstgegelegene Krankenhaus.

Das hatte ich mir nicht so vorgestellt!

Gegen 14:15 Uhr waren wir in der Luft, der Flug dauerte etwa eine Stunde. Für die Nurse, die mich begleitet hat, war ich ein Rätsel, weil sie sich die die Blutdruckwerte nicht wirklich erklären konnte. Ich war sehr schläfrig und etwa nach 30 Minuten weckte sie mich und versorgte mich mit zusätzlichem Sauerstoff. In der Lage sagt man dazu nicht nein, sondern macht, was die Nurse sagt. Obwohl das - glaube ich - unnötig war.

Verkabelt im Flugzeug

Gegen 16 Uhr war ich dann im Hospital. Ich glaube, ich habe meine Story inzwischen sechs verschiedenen Ärzten erzählt. Inzwischen hat man Röntgenaufnahmen und ein CT gemacht - bisher ohne greifbare Ergebnisse. Man wird untersuchen, ob es neben der Ernährungsumstellung noch weitere Erklärungen für die Blutarmut gibt. Insgesamt geht es mir gut - wenn ich nicht weit laufen muss ...

Technische Anmerkungen:

Dieser Blogeintrag erscheint verspätet, weil ich in Alice Springs keinen Internetzugang hatte.  

Anmerkungen von Dörte:

Entfallen, weil sie noch auf der Reise hierher ist. Sie hätte wohl mitfliegen können, aber ohne unser Gepäck. Stattdessen haben wir entschieden, dass sie das Restprogramm noch mitmacht, den Aufenthalt verkürzt und am Freitag mit dem Bus nach Alice Springs kommt.

Karte:

Uluru - Field of Light und Sunrise

Was für ein Tag, der hat zwei Blogeinträge verdient - auch wenn sie verspätet erscheinen. Zuerst zu der Tour gestern Abend: Es war ein Ausflug zu einem Aussichtspunkt auf den Uluru mit Sekt und Fingerfood. Ein perfekter Start für drei Tage Uluru.

Als die Sonne verschwunden war, sah man die Lichtinstallation vor dem Uluru, genannt Field of Light. Als es richtig dunkel wurde, wurden wir auch direkt durch diese Installation geführt. Die Lichtbänder wechselten die Farben, irgendwie wirkte das ein wenig magisch.

Danach ging es schnell ins Bett, denn die nächste Tour begann schon um 5:30 Uhr: Uluru Highlights at Sunrise. Wir fuhren zu einem anderen Aussichtspunkt, wo wir Frühstück bekamen, während wir auf den Sonnenaufgang warteten. Nicht einen Sonnenaufgang über dem Uluru, sondern wir wollten das rote Leuchten sehen, wenn die ersten Sonnenstrahlen auf den Felsen treffen. So ganz richtig spielte das Wetter nicht mit, aber es war trotzdem schön.

Kurz nach Sonnenaufgang

Danach ging es ganz nah an den Uluru ran: Er hat mehr Höhlen und sieht daher vernarbter aus, als man so denkt. Viele dieser Höhlen darf man aus Respekt vor dem Anangu-Volk nicht fotografieren. Wir wanderten vom Parkplatz am Mutitjulu Wasserloch ein kurzes Stück zu einer Höhle. Hier sind uralte Zeichnungen zu sehen, unter anderem von der Milchstraße.

Höhlenzeichnungen von der Milchstraße

Unsere Führerin Marianna erzählte uns die etwas verworrene Geschichte von den Schlangen Kuniya und Liru - wer will kann sie hier lesen. Weiter ging es zum eigentlichen Wasserloch, welches auch heute noch wichtig für die Tierwelt ist.

Mutitjulu Wasserloch

Nach diesen etwas magischen Bildern waren wir um 8:30 Uhr wieder am Hotel. Wir wollten die Zeit nutzen, um mit einem Arzt über meine Kurzatmigkeit zu sprechen - darüber im nächsten Blogbeitrag.

Karte: